
Vorab einige Bemerkungen zum Autor des „Landbuchs des Herzogthums Stettin, von Cammin und Hinterpommern“, dessen erster Band im Jahr 1865 erschienen ist. Der aus Kleve am Niederrhein stammende Berghaus erlernte den Beruf des Geodäten und wurde 1824 zum Professor an der Berliner Bauakademie ernannt. Alexander von Humboldt zählte zu seinem Freundeskreis. Berühmt machten ihn der von ihm herausgegebene Physikalische Weltatlas und die beiden Landbücher über die Mark Brandenburg und über Pommern. Mit dem hier zitierten Werk lag erstmals eine Landesaufnahme auf wissenschaftlicher Basis vor, die in ihrem Detailreichtum noch über Brüggemann hinausging und natürlich eine stark veränderte Situation im Land erfasste – immerhin waren inzwischen 86 Jahre vergangen. Wildberg hatte vier Jahrzehnte vorher den vermutlich tiefgreifendsten Strukturwandel seiner Geschichte erlebt. Die Gutsherrschaft und mit ihr die Dienstverpflichtungen existierten nicht mehr, die Drei-Felder-Wirtschaft ist durch die moderne Schlagwirtschaft ersetzt worden, die sogenannte „Gemeinheitsteilung“ hatte stattgefunden, die Almende war aufgeteilt und über Meloration wurde aus extensiv genutzter Büchenheide und sumpfigen Wiesen weiteres Ackerland von oft beachtlicher Qualität. Auch in Wolkow gab es große Veränderungen – dort war mit Wischershausen ein neuer, aus dem Dorf ausgelagerter Gutsbetrieb entstanden. Ähnlich einschneidenden Wandel hat es laut Berghaus in Fouquettin dagegen nicht gegeben:
Fouquettin, ein unter das Amt Klempenow gehörendes Kolonistendorf, eine Meile (eine preußische Meile entspricht ca. 7,8 Kilometer, Abstand in der Luftlinie gemessen) von Treptow gegen Westen und nur 200 Schritte von der Mecklenburg-Schwerinschen Grenze, wurde seit dem Jahre 1749 auf landesherrlichem Grund und Boden des damaligen Amts Treptow an der Grenze des Dorfes Wildberg und auf landesherrliche Kosten angelegt und mit 8 Kossäthen besetzt. Den Namen erhielt es vermutlich nach dem General von Fouqué, der mit zu den Lieblingen des Königs Friedrich II. gehörte. Die Lage des Dorfes ist am Abhange einer von Süd nach Nord streichenden Höhe. Der Feldmarksboden ist kaum mittelmäßig zu nennen, meistens in Niederungen gelegen und gibt viel Quellwasser. Das Areal beträgt 423 Morgen, 167 Ruthen (ca. 105 Hektar); davon sind 332,48 Ackerland, 58,177 Wiesewachs,9,21 Gartenland, 2,74 Gebäude und Hofräume und 21,26 Wege, Gräben und unnutzbares Land. Das Feld ist in 6 Schläge geteilt: ein Schlag Winterkorn (Roggen), zwei Schläge mit Sommerkorn, ein Kleeschlag, ein alter Kleeschlag zur Hütung. Küchengewächse werden nur zum eigenen Gebrauche erbaut. Die Wiesen sind mit wenigen Ausnahmen einschurig und werden weder be- noch entwässert. Drainierung ist noch nicht versucht worden. Viehstand: 30 Pferde, 17 Kühe, 31 Jungvieh, 57 Schafe, 10 Ziegen, 28 Schweine. Von Pferden werden nur einheimische, wiewohl durch landesherrliche Landbeschäler veredelte, zum Ackerbau gehalten. Rind- und sonstiges Vieh, auch Federvieh, wird nur zum eigenen Bedarf gezogen und es ist eine Ausnahme, wenn einzelne Stücke verkauft werden. Die Feldmark enthält den nötigen Bedarf an Lehm, Mergel und Torf. Fouquettin hat 13 Feuerstellen mit 84 Einwohnern in 20 Familien, die zur Kirche in Wildberg eingepfarrt sind, wohin die Kinder auch zur Schule gehen.
Die Preußen legten besonderen Wert auf die Qualität der Pferdebestände. Schon Friedrich Wilhelm I. veranlasste, dass die Nachzucht der einheimischen Pferde, die zwar ausdauernd und anspruchslos, aber wohl recht klein und begrenzt leistungsfähig waren, durch Zuchthengste des Militärs aufgewertet wurde. Der Bericht von Berghaus zeigt insgesamt das Bild eines Dorfes, das mit seiner Landwirtschaft auch 110 Jahre nach der Gründung gerade so den eigenen Bedarf decken, aber nicht die Mittel erwirtschaften kann, um die nötigen Investitionen in Drainage und sächliche Ausstattung zu ermöglichen. Damit wird noch einmal deutlich, dass der zugewiesene Siedlungsplatz bzw. die für die Kultivierung vorgesehene Fläche mehr als problematisch war.
Wildberg, unter Klempenow gehöriges Amtsdorf,eine Meile von Treptow gegen Westen, ist auf der westlichen Seite von einem bei dem Mecklenburg-Schwerinschen adligen Gute Kasdorf gelegenen, von Süden nach Norden sich erstreckenden See begrenzt und von den Feldmarken der diesseitigen Dörfer Wolkow, Reinberg, Japzow und der mecklenburgischen Dorfschaften Kastorf, Gädebehn, Pinnow und Breesen, endlich auch von dem Freistaate Wolde umgeben. Bis in die neuere Zeit war in Wildberg ein Domänen-Vorwerk, welches 1250 Morgen ( über 300 Hektar) Acker und Wiesenfläche umfasste und sowohl in der Absicht des Landbaus als auch der Heuernte ziemlich guten Ertrag gewährte. Dieses zum Amte Treptow gehörig gewesene Vorwerk ist zerschlagen und unter die Bauern verteilt worden. (Siehe Zeitfenster 1817 bis 1823). Es gab deren neun; außerdem 8 Büdner mit dem Krüger und dem Müller und einen Kirchenkolonus (Erbpächter des Kirchackers). Wildberg hat ein Pfarrhaus, ein Predigerwitwenhaus, eine Schule mit zwei Lehrern, ein Armenhaus, überhaupt 39 Feuerstellen mit 482 Einwohnern in 104 Familien, und eine Mutterkirche, deren Filiale die Dörfer Wolkow und Reinberg sind und zu der das Kolonistendorf Fouquettin eingepfarrt ist. Wildberg hat zwei Windmühlen, davon die eine im Jahre 1777 erbaute südwärts vom Dorfe, die andere, ältere, nordostwärts liegt. (Anschließend folgt Berghaus wörtlich der Brüggemannschen Darstellung der Mühlennutzung, siehe Zeitfenster 1779).
Außerdem bildet einen Bestandteil des Gemeindebezirks die Försterei Wildberg, eine Feuerstelle mit 4 Einwohnern und mit einem Areal von 40 Morgen, zum Grammentiner Staatsforst gehörig. In der Zeit zwischen 1779 und 1865 ist demnach die Försterei von Wolkow in die Gemarkung Wildberg verlegt worden.
Der Flächeninhalt der Feldmark Wildberg beträgt gegenwärtig 4262 Morgen 157 Ruthen ( ca 1100 Hektar). Davon gehören
– den 30 bäuerlichen Wirten: 3979 Morgen 146 Ruthen, und zwar 3209,34 Morgen Ackerland, 512,152 Morgen Wiesen, 39,79 Morgen Gartenland, 10,22 Morgen Hof- und Bauland, 18,54 Wege und unnutzbares Land,
– den geistlichen Instituten: 283 Morgen und 11 Ruthen, nämlich 224,109 Morgen Acker, 47,29 Morgen Wiesen, 5,99 Morgen Gärten, 2,34 Morgen Hof- und Baustellen, 3,40 Morgen Wege und Unland.
Der Acker wird von jedem Wirte in 6 Schlägen bewirtschaftet und auf ihm auch Kleebau betrieben. Mit dem Drainieren hat man den Anfang gemacht. Die Wiesen können zweimal gemäht werden. Garten und Obstbau beschränkt sich auf den eigenen Bedarf. Der Viehstand ist sehr ansehnlich; es gibt 88 Pferde und 47 Fohlen, die von Beschälern aus Staatsgestüten abstammen; 331 Haupt Rindvieh zum Wirtschaftsbedarf und zum Verkauf; die 1415 Schafe, aus denen die hiesige Schäferei besteht, haben die selbe Bestimmung, ebenso die 150 Schweine. Die kleinen Leute halten 24 Ziegen. Von Federvieh werden Hühner zum eigenen Verbrauch und zum Verkauf gezogen. Auf der Feldmark kommt Lehm und Mergel vor, auch etwas Torf. Für die Geburtshilfe wohnt eine Hebamme in Wildberg. Für den zweiten Schullehrer hat die Gemeinde jährlich 76 Thaler 15 Silbergroschen zu zahlen. Außer dem Grund und Boden besitzt die Kirche ein Kapitalvermögen von 9700 Thalern und das Schulwesen eines von 230 Thalern. Beide werden von dem Ortspfarrer verwaltet.
Der Anbau von Klee ist ein Hinweis darauf, dass die Bauern im Dorf zur Stallfütterung übergegangen sind. Erklärungsbedürftig ist vielleicht auch die Erwähnung der Mergelvorkommen. Schon seit dem vorigen Jahrhundert war bekannt, dass ausgelaugte Ackerflächen und bis dahin unfruchtbare sandige und moorige Böden durch das Ausbringen von zerstoßenem Mergel deutlich verbessert werden können. Mergel liefert die Stoffe, die den armen Böden fehlen: Pflanzen können gedeihen, weil die feinen Tonteile das Wasser im Boden halten und der Kalk den Ph-Wert erhöht. Zusammen mit der Ausbringung von Dung ergab sich so eine enorme Verbesserung der Erträge. Aber wehe dem, der seine Böden mit zu viel Mergel „dopen“ wollte. Das Zuviel an Kalk ließ den Boden „ausmergeln“!
Wolkow, ein zum Amtsbezirk Klempenow gehöriges Dorf, eine halbe Meile von Treptow gegen Westen, grenzt mit der Stadt Treptow. den Dörfern Wildberg, Reinberg und Tetzleben und gegen Süden mit der Feldmark des Mecklenburg-Schwerinschen Dorfs Breesen. Wolkow hat 10 Vollbauernhöfe, 4 Kolonistenhöfe, 6 Büdnerstellen, einen Kirchenerbpachtsbauern und einige kleinere Eigentümer, auch eine Schule und eine Kirche, welche Filial von Wildberg ist, dessen Pfarrer zu bestimmten Zeiten herüberkommt, um sein Seelsorgeramt zu führen. Von dem Dorfe sind in Folge der Gemeinheitsteilung 6 Vollbauernhöfe abgezweigt, welche, unter dem Namen Wischershausen, ein landwirtschaftlich selbständiges Gut für sich bilden, das aber nichtsdestoweniger zum Gemeindebezirk von Wolkow gehört. Das Dorf liegt in einer Niederung, das genannte Gut dagegen auf der Höhe. Die Feldmark beider Teile ist teils Hochland, teils Niederung. Ersteres findet sich besonders auf der östlichen Seite der Feldmark, welche hier von dem sogenannten Mühlenbache begrenzt wird, der aus dem Kasdorfer See kommt und in die Tollense fließt. Der Acker ist teils mittel, teils sandiger Boden, liefert aber so viel Getreide, dass noch ein beträchtlicher Teil verkauft werden kann. Der nutzbare Flächeninhalt der Feldmark von beiden genannten Ortschaften ist gegenwärtig: An ackerbaren Feldern 2653 Morgen 35 Ruthen, an Wiesen 154,124 an Gärten 29,122, ein in der Mitte des Dorfes liegender Teich enthält 0,60 Morgen, an Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und Hofräumen 11,3 Morgen, an Wegen und Triften 79,87, zusammen 2928 Morgen und 68 Ruthen (ca. 750 Hektar).
Die Bewirtschaftung der Höfe ist die 6-schlägige und wird außer Getreide, Raps, Flachs, die Runkelrübe, Klee und die Kartoffel gebaut. Die Wiesen, die ihrer Lage wegen noch nicht zu Acker gemacht sind, wie man’s beabsichtigt, können zweimal gemäht werden. Die Gartennutzung liefert nur das, was notwendig in der Wirtschaft gebraucht wird; der Obstbau dagegen ist bedeutend und gewährt nach der Beschaffenheit der Jahre eine reichliche Ernte. Viehstand von Dorf und Landgut 1862: Pferde werden 76 Stück gehalten und der Zuwachs teils von landesherrlichen, teils von eigenen Beschälern gewonnen. Rindvieh 194 Haupt, meist Oldenburger Rasse; Schafvieh 987 Stück, auf dem Gute 700 feine, im Dorf 287 rauhe, Ziegen 40 Stück; Schweine 108 Stück teils Moldauer, teils englische Rasse: die Schweinezucht liefert dem Züchter einen guten Gewinn; 63 Ziegen. Die Zucht von Gänsen findet bei den großen Hofbesitzern nicht statt, hingegen beschäftigen sich damit einige kleine Leute, die dann die jungen Gänse nach anderen Orten treiben, und sie dort auszutun pflegen. Hühner, Enten, Tauben werden viel gehalten, von den ersteren die gewöhnliche – einheimische Art, doch gibt es auch schon türkische Cochinchina-Hühner. Von Mineralprodukten kommen auf der Feldmark Lehm, Kies und Mergel vor. Wolkow hat 37 Feuerstellen und 381 Einwohner in 77 Familien; Wischershausen 2 Wohnhäuser und 43 Einwohner in 5 Familien.
© Gerhard Fink