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1850Detailgenau, historisch wertvoll und überdies ein kleines Kunstwerk

 

Das Ortsbild und den Baubestand Wildbergs um das Jahr 1850 dokumentiert der Plan aus der Chronik von Wilhelm Himburg (siehe Zeitfenster 1914). Autor des kleinen Meisterwerks war der Reallehrer a. D. wohl nicht – im genannten Jahr ist er gerade mal 12 Jahre alt. Wahrscheinlich kopierte er ein nicht mehr vorhandenes Original, das eventuell sein Vater Carl – Küster und Lehrer in Wildberg – angefertigt hat. Sämtliche bebauten Grundstücke sind nummeriert und den damaligen Bewohnern zugeordnet – oft ist auch eine Abfolge der Besitzverhältnisse vermerkt.

 

Wildberg Chronik, Schriftenreihe des Regionalmuseums Neubrandenburg Nr. 54, Preis 10 €; zu beziehen über Museum Neubrandenburg, Treptower Str. 38, 17033 Neubrandenburg, Mail: museum@neubrandenburg.de
Quelle: Wildberg Chronik, Schriftenreihe des Regionalmuseums Neubrandenburg Nr. 54
  • Die Ecken des Blattes nützt der Zeichner, um abliegende Gebäude bzw. Ortsteile zu erfassen. Rechts unten ist die Windmühle abgebildet, die auf dem Weg nach Pinnow gestanden hat und bis 1936 von Familie Dreyer betrieben wurde. Rechts oben die Windmühle auf dem Mühlenberg Richtung Reinberg und die Hofstelle Krämer, links oben die Försterei, die um 1800 von Wolkow hierher verlegt wurde. In die linke untere Ecke platziert er das Siedlerdorf Fouquettin, dessen damaliger Baubestand noch weitgehend der ursprünglichen Anlage von 1749 entsprechen dürfte.
  • Der Dorfanger ist bereits zu großen Teilen aufgesiedelt und hat seine Funktion als zentraler Sammelplatz für das Vieh verloren. Auf dem Platz sind nunmehr Büdnereien, Handwerker- und Landarbeiterhäuser entstanden, die zum Teil heute noch stehen.
  • Dem Amtmann Ewert bewahrt die Verschronik ein ehrendes Andenken, sein Grab auf dem Wildberger Kirchhof wird besonders erwähnt (S. 118). Dieser letzte Pächter des Vorwerks Wildberg muss bei dem Verkauf des Gutes eine fördernde Rolle gespielt haben und sein Amt als oberster örtlicher Beamter korrekt ausgeübt haben: „Amtmann Ewert war Domänenpächter manch liebes Jahr. Bald sind es wohl so hundert Jahr, seitdem der Alte ablehnt die Pacht, zwei drittel Zeit verlief als unten noch im Grunde tief das Hofhaus stand, Kastanien und Kettenbrunnen war’n zu sehn…“ (S. 66) Die Amtleute wurden nicht vom Staat besoldet, sondern erwirtschafteten ihr Einkommen aus dem Ertrag von staatlichen Ländereien, die sie gepachtet hatten. Von einigem Interesse ist auch der Hinweis auf das Hofhaus, das zum Zeitpunkt der Chronik-Niederschrift wohl nicht mehr vorhanden war. Nach der Hausbesitzerliste (S. 157) des Dorfplans soll dieses Hofhaus „im Grunde tief“ als Nr. 0 im Plan gekennzeichnet sein. Eine Nr. 0 lässt sich aber nicht entdecken, wohl aber ein nicht nummeriertes, vom Dorf deutlich abgesetztes Wohnhaus (eventuell auch ein Brunnen davor) mit einem Wirtschaftsgebäude im Winkel zwischen Seestraße und Schäferdamm. Die topografische Lage dieses Platzes ist mit der Umschreibung „im Grunde tief“ durchaus vereinbar. Stand also hier die Hofanlage des Vorwerks, dass seit dem 17. Jahrhundert in Wildberg bestand? Ein zusätzliches Indiz: Genau in diesem Zwickel standen auch die Bauernhöfe, die 1616 im Zusammenhang mit der Errichtung des Vorwerks „gelegt“ wurden (siehe Zeitfenster 1616).

 

© Gerhard Fink

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