
Das prächtige und bestens restaurierte „Loitzen-Haus“ in der ehemaligen pommerschen Metropole erinnert noch heute an eine Familie, die im 15. und 16. Jahrhundert zunächst einen beispiellosen Aufstieg und dann einen jähen Absturz erlebte, der das ganze Pommernland an den Rand des Abgrunds brachte. Die „Fugger des Nordens“ hat man die Loitz genannt und tatsächlich gibt es erstaunlich viele Parallelen – bis hin zum Bankrott, der in beiden Fällen durch ausbleibende Rückzahlungen von Krediten ausgelöst wurde, die an höchste Adelskreise vergeben waren. 1563 war von den dunklen Wolken über dem Handelshaus aber noch nichts zu sehen. Einer der führenden Repräsentanten dieser Familie – Stefan Loitz – hatte mit dem Reinfelder Kloster bereits zu beiderseitiger Zufriedenheit Geschäfte abgewickelt. Das Kloster steckte mit seinen pommerschen Besitzungen noch immer im „Schwitzkasten“ des Landesherrn: Nachdem der direkte Zugriff auf die Ländereien durch den dänischen König verhindert worden war, verlegte sich der Pommernherzog Philipp I. auf die Erhebung immer neuer Steuern und Abgaben, die dem holsteinischen Kloster die Freude an seinem Besitz vergällen sollten. In Reinfeld sann man auf einen Ausweg: Wäre es nicht möglich, den pommerschen Besitz an einen einflussreichen Bürger dieses Landes zu verpachten, den man nicht so leicht auf die Seite schieben und mit Zusatzsteuern drangsalieren konnte? So würde das Kloster wenigstens die Pachteinnahmen sichern und der Herzog könnte wohl auch weiterhin das Eigentumsrechte des Klosters nicht antasten. Stefan Loitz war für ein solches Vorgehen ein idealer Kandidat: Einmal waren die Loitze Hauptfinanziers der pommerschen Herzöge, die – wie viele der gekrönten Häupter – in ewigen Geldnöten steckten. Zum anderen hatte die Familie sich in der Frage des Glaubensbekenntnisses eindeutig positioniert und verfocht die katholische Sache noch immer mit Eifer. Tatsächlich pachtete Stefan Loitz 1563 die „Hovemeisterei“ Treptow mit allem was dazugehört. Die diesen Vorgang betreffende Urkunde in niederdeutscher Sprache datiert vom 8. September 1563 und wird im Landesarchiv Schleswig-Holstein aufbewahrt. Abt, Prior und Konvent des Klosters verpachten dem Stefan Loitz ihren Hof und die Mühle vor Treptow, die pommerschen Dörfer Weltzin, Letzin, Wildberg, Wolkow, Reinberg mit der Mühle und Japzow mit der alten Mühle sowie die Dörfer Sülten und Kleeth in Mecklenburg gegen eine Jahrespacht von 300 lübischen Mark. Diese Urkunde ist von hohem Wert für die Erforschung unserer Ortsgeschichte. Einmal wird deutlich, dass die Zugehörigkeit unserer Dörfer zum Besitz des Klosters Reinfeld nicht nur Episode war, sondern einen Zeitraum von mehr als 300 Jahren umspannte. Weiter können wir erkennen, dass die Zisterzienser ihren Besitz um Treptow an der Tollense seit 1249 erheblich vergrößert haben. Von einer Grangie, einem Gutshof Monnekehusen ist allerdings nicht mehr die Rede. Sicher hat die Hofmeisterei noch Scheunen in ihren Dörfern unterhalten, aber die Verwaltungszentrale war in der späten Reinfelder Zeit in Treptow angesiedelt.
Hat das Kloster Reinfeld mit diesem taktischen Schachzug sein Ziel erreicht und sich aus der „Steuerschraube“ des Herzogs befreit? In jedem Fall konnte sich der Pächter seiner neuen Güter allenfalls zwei Jahre lang erfreuen, denn inzwischen bahnten gekrönte Häupter in Dänemark und Pommern eine ganz andere Lösung an.
© Gerhard Fink
Der Pachtvertrag zwischen Stefan Loitz und dem Kloster Reinfeld:
